Vorwort

Der Burschen-Wanderer-Verein wurde im Jahre 1840 gegründet. Aus diesen Gründungsjahren blieben der Nachwelt nur wenige Informationen und Aufzeichnungen erhalten.

1910 · 70-Jahr-Feier

1910 · 70-Jahr-Feier

Von den Anfängen

Man schrieb den 21. Mai des Jahres 1840. Matthäus Kerscher, Josef Barth und Reinhold Ignatz gaben dem wohllöblichen Magistrat des Marktes Kötzting bekannt, daß es am 3.Mai des gleichen Jahres im Gasthof Lemberger (Mühlbauer) nach dem Wunsche mehrerer Bürgersöhne und Handwerksgesellen zur Bildung einer Gesellschaft unter dem Namen "Wanderer" gekommen sei. Als Zweck dieser Gesellschaft wurde vermerkt, dass sich ihre Mitglieder an Sonn- und Feiertagen in bestimmten Gasthäusern zusammenfinden wollen, um sich gesellschaftlich zu unterhalten und zu vergnügen. Dieses sei in gesellschaftlicher Ordnung und Würde zu geschehen. Gegen die Bildung dieser Gesellschaft hatte der Magistrat als Ortspolizist nichts einzuwenden, zumal Bürgermeister Lommer am 26.Mai 1840 mit der Genehmigung der Statuten die Auflage verbinden konnte, daß die Mitglieder der "Wanderer" zu einem, dem öffentlichen Anstand angemessenen sittlichen und moralischen Betragen anzuregen und anzuhalten sind. Die Mitglieder mussten entweder Bürgersöhne oder Handwerksgesellen sein, die sich durch "sittliche Bildung empfahlen und zur Feiertagsschule nicht mehr pflichtig" waren.


Über die Aufnahme eines Mitglieds bestimmte nicht allein die Vorstandschaft, sondern die Versammlung. Die Entscheidung fiel durch das Los. Die "Wanderer" entwickelten schon in der Anfangszeit eine lebhafte Vereinstätigkeit. Zu ihren Kneipen kamen sie allerdings nicht abends, sondern nachmittags zwischen 15.00 und 18.00 Uhr, zusammen. Die Zusammenkünfte waren keineswegs zwanglos. U.a gab es auch eine feste Sitzordnung, die alle Vierteljahre festgelegt wurde. Die Zahl der Mitglieder sollte ursprünglich die Zahl 50 nicht überschreiten.

 1906 · Brautzug mit Pfingstbraut Marie Dreger

1906 · Brautzug mit Pfingstbraut Marie Dreger

 

Ein neuer Name

Im Jahre 1833 ist erstmals von einem "Burschen-Wanderer-Verein" die Rede. Aus dem Jahre 1889 existiert ein Schriftstück mit dem Aufdruck "Burschen-Wanderer-Verein Kötzting". Erst 1893 aber beginnt die eigentliche Vereinschronik. Der Bezirksamtmann Carl von Paur legt in den Abschnitt von 1830 - 1860 eine Periode besonderer Geselligkeit. Sichtbares Zeichen der damaligen Zeit ist der noch heute nach 150 Jahren in voller Blüte stehende BWV. Dieser ist einer der wenigen noch existierenden Jungmännervereine, die ein überparteiliches und konfessionell ungebundenes, lokales Leben führen. 

 1906 · Burschenzug in der Marktstraße

1906 · Burschenzug in der Marktstraße

Die Zeit zwischen 1. und 2. Weltkrieg

Der erste Weltkrieg unterbrach die Arbeit und den gesamten Aufbau des blühenden Vereins. Erst Anfang der 30iger Jahre entwickelte sich allmählich wieder Interesse an den Vereinen. Eine zweite Chronik wurde im Jahre 1936 angelegt. Josef Dullinger, Fritz Costa, Michl Traurig, Gottfrieg Wensauer, um nur einige zu nennen, gestalteten zu dieser Zeit den Verein.

Hans Costa, der damalige Vereinsvorstand, richtete einige mahnende Worte an die versammelten Mitglieder anlässlich einer Burschenkneipe - 19. Januar 1936 - beim Ehrenmitglied Emeram Karl. Folgende Worte finden bis auf einige Abstriche, die zur damaligen Zeit verständlich waren, auch heute noch ihre Berechtigung und zeigen doch eine erstaunliche, kontinuierliche Vereinsarbeit bis in die letzten Jahre.

Zitat:


"Burschen, haltet zusammen! Unser Führer, Adolf Hitler, soll uns das Vorbild sein, der durch eiserne Energie, zähe Ausdauer und Tatkraft ein 60 Millionenvolk einigen konnte. Dann kommt auch unser Verein wieder in die Höhe und das sind wir doch letzten Endes seiner fast 100jährigen Tradition schuldig. Wenn wir auch keine Antialkoholiker sind, so weisen wir dennoch die Behauptung, die immer wieder von gewisser Seite zu hören ist, der Burschenverein sei ein ausgesprochener »Saufverein«, auf das Energischste zurück. Und wenn tatsächlich einzelne Ausartungen vorkommen, so kann auf keinen Fall der Verein verantwortlich gemacht werden. Wir wollen Kameradschaft und Geselligkeit pflegen, sich gegenseitig verstehen lernen; und jeder anständige Bursche, gleich welchen Standes, wird in unseren Reihen herzlich aufgenommen. Frisch auf! Heil Hitler! "

 

Ende des Zitats. 

 

Das Jahr 1939 zählt zu den traurigsten Epochen. Die NSDAP löste den Verein auf und vereinnahmte sämtliche Kassenbestände. Das deutsche Volk mußte sich in dieser Zeit gezwungenermaßen auf den Weltkrieg konzentrieren. Es waren weder die nötigen Mittel, noch die Zeit dazu vorhanden, sich den Vereinen zu widmen.

 1936 · Burschenbewirtung

1936 · Burschenbewirtung

Die Wiederzulassung des Vereins

Am Freitag vor Pfingsten 1946 gab die amerikanische Militärregierung die Lizenzierung des BWV bekannt. Zitat aus der Lizenzurkunde: "Die Militärregierung wünscht, daß die Jugendverbände eine rege Tätigkeit entwickeln. Es ist Ihrerseits laufend zu berichten, welche Veranstaltungen stattgefunden haben und mit welcher Teilnehmerzahl." Zu der Wiedergründung des BWV kam es vor allem durch die Initiative des Vorstandes Michl Plötz, der Burschen Max Januel, Georg Dreger und Heinrich Wieser. Großes Verständnis und Entgegenkommen zeigte auch Gouverneur Lieutenant Mitchell, der selbst noch ein Junggeselle war.


Lokalmangel


Die regelmäßig abzuhaltenden Burschenkneipen, wie es die Satzung vorsah, konnten im Jahre 1946 nicht abgehalten werden. Es gab einfach keine entsprechenden "Lokale", wo sich die Burschen hätten treffen können. Um dennoch ihrem Ziel, die Geselligkeit zu fördern, gerecht werden zu können, wurden kurzerhand vier Tanzveranstaltungen ins Leben gerufen. Unter den Klängen der "Vereinskapelle" Michl Traurig gab es für die Besucher der Bälle ausreichend Möglichkeit, sich zu vergnügen.

Seit fast 80 Jahren ist die Kapelle Traurig die Vereinskapelle.
Seit fast 80 Jahren ist die Kapelle Traurig die Vereinskapelle.

Die 100-Jahr-Feier
(nachgeholte Jubiläumsfeier wegen der Kriegsjahre)

Für das 100-jährige Bestehen des BWV von Kötzting veranstaltete der Verein bereits am Samstag, den 11.10.1947 den traditionellen Fackelzug. Anschließend fand man sich zu einem gemütlichen Beisammensein im Vereinslokal ein. Am 12.10. um 8:30 Uhr war es dann so weit, den längst fälligen Jubiläumstag zu feiern. Ein Festzug mit geladenen Ehrengästen und Vereinen marschierte durch die festlich geschmückten Straßen Kötztings. Nach einer kurzen Gedenkfeier und Kranzniederlegung erfolgte der Einzug in die Kirche. Nachdem der Festgottesdienst zu Ende war, bewegte sich der Festzug zur Veitskirche. Nach einigen Ansprachen und dem Erklingen des Burschenliedes wurde das große Ehrenband an die Fahne geheftet. Zu Ehren dieses Festtages wurde von 12-13 Uhr ein Mittagskonzert eingelegt, dem abends zum Ausklang der Burschenball folgte.

1947 · Nachgeholte 100-Jahr-Feier
1947 · Nachgeholte 100-Jahr-Feier

Ein "Auf und Ab"

In den drei darauffolgenden Jahren konnte eine allgemeine Vereinsmüdigkeit festgestellt werden. An den "Kneipen" waren meist nur 15-20 Mitglieder anwesend. Dies veranlaßte die Vorstandschaft, alle "lauen" und "säumigen" Burschen anzuschreiben, um klarzustellen, ob durch ihr ständiges Fernbleiben überhaupt noch Interesse am Verein bestünde. Erst dem rührigen Vorstand Sepp Schwarz - man schrieb das Jahr 1951 - gelang es, den BWV aus den "roten Zahlen" zu führen.


Fahnenweihe mit 110-jährigem Gründungsfest

Die seit langem geplante Fahnenweihe des BWV wurde am 7. und 8. Juni 1952 Wirklichkeit. Am 7.6. begann die Feier mit einem Zapfenstreich durch die illuminierten Straßen des Marktes. Bereits um 8 Uhr des darauffolgenden Tages trafen die ersten Vereine an den Zufahrtstraßen Kötztings ein. Von dort wurden sie von der Kapelle "Moser" zum Vereinslokal gespielt, wo die Aufstellung des Zuges zur Feldmesse mit Fahnenweihe stattfand. Patenverein war die Freiwillige Feuerwehr Kötzting. Den Mittelpunkt des Zuges bildeten prächtige Kutschen, in welchen sich die Fahnenmutter Frau Ottilie Kollmaier, die Festjungfrauen Irma und Hilde Liebl nebst dem Ehrenvorstand Karl Obermayer befanden. Die Feldmesse und Weihe der Fahne nahm H. H. Dekan Dielt vor. Nach dem Mittagessen erfolgte ein abschließender Festzug, welcher gleichzeitig den Ausklang des Pfingstfestes bildete. Nach dem Anstecken der Erinnerungsbänder fand die Fahnenweihe im Vereinslokal Kollmaier einen gebührenden Abschluß.

Ein wichtiges Instrument bei Kneipen war und ist der Burschenhumpen.
Ein wichtiges Instrument bei Kneipen war und ist der Burschenhumpen.

 

1957 - Errichtung der II. Evangelienstätte bei Wölkersdorf

Im Jahre 1956 errichtete die Kolpingfamilie bei Grub die erste erneuerte Evangelienstätte. Es lag in der Natur der Sache, daß nur der BWV als Erbauer des 2. Evangelienkreuzes in Frage kommen konnte. An diese unvergeßlichen Tage in der Vereinsgeschichte erinnert sich Haymo Richter noch gut:

"Kooperator Hackl wies uns den Weg. Zuerst fuhren wir nach Steinbühl zu Expositus Georg Wagner, in dessen örtlichen Zuständigkeitsbereich das Kreuz stand. Kurz darauf fuhren wir zum Grundstücksbesitzer Sticker. Begeistert von dieser Idee bewaffnete er sich mit einer Sense, um die Stelle sofort abzumähen. Nun kam jedoch Redakteur und Heimatpfleger K.B. Krämer hinzu, der zu bedenken gab, ob es nicht besser wäre, das alte Kreuz stehen zu lassen und ein neues unmittelbar auf dem Scheitelpunkt der Wölkersdorfer Höhe an exponierter Stelle neu zu bauen. Nun mußten wir jedoch mit dem Preiß Michl verhandeln. Auch hierbei gab es keinerlei Probleme. Viele Leute waren behilflich, so der damalige Bürgermeister von Traidersdorf, Max Gogeißl und Straßenbaumeister Ambroß Eigenschenk. Alle Formalitäten und die Planzeichnung übernahm Ing. Wilhelm Mehringer. Der Bildhauer Eberhard Schäfer bearbeitete einen Findling und der Schlossermeister Franz Heigl und sein Sohn Theo fertigten das schmiedeeiserne Kreuz. Für die Maurerarbeiten zeichnete sich Franz Kirschbauer verantwortlich. Wolfgang Ludwig war der Fuhrmann, um die Steine vom Hohen Bogen zu holen."

 

Die festliche Einweihung

Einige hundert Personen hatten sich am Pfingstsonntag auf der Wölkersdorfer Höhe eingefunden, um dabei zu sein, wenn Stadtpfarrer Josef Augustin die Einweihung vollziehen würde. Kooperator Fritz Hackl hielt zu Pferde eine flammende Predigt - "Das Kreuz ist Zeichen der Freiheit".

1957 · Kooperator Fritz Hackl bei seiner Ansprache zur Einweihung der II. Evangelienstätte
1957 · Kooperator Fritz Hackl bei seiner Ansprache zur Einweihung der II. Evangelienstätte

Bei der Weihe wurde auch eine Kapsel mit einer Urkunde, einer Mitgliederliste und Münzen eingemauert. Die Urkunde hatte folgenden Wortlaut:

"Im Jahre des Heils 1957 unter dem Pontifikat des Heiligen Vaters Pius XII., zur Zeit des Erzbischofs Michael, Bischof von Regensburg, Josef Augustin, Stadtpfarrer von Kötzting und Hans Kroher, Bürgermeister von Kötzting, errichtete der BWV von Kötzting bei der Erneuerung jener Stätten, an denen beim Pfingstritt das Wort Gottes verkünd't wird, in Wölkersdorf das II. Kreuz. Die Errichter der Evangelienstätte erbitten Gottes Schutz und Segen und Freiheit und Frieden für die Heimat."

Das II. Evangelienkreuz befindet sich seither in der Obhut des Burschenvereins. Die Mitglieder pflegen die Anlage alle Jahre. Bei der Renovierung vor einigen Jahren wurde der BWV besonders von der Stadt Kötzting, von Albert Kuchler, Albert Hofmann und Anton Breu tatkräftig unterstützt. 1990 errichtete der BWV einen Gedenkstein zu Ehren jener bereits verstorbener Männer, die sich um die Errichtung der II. Evangelienstätte verdient gemacht haben: Georg Barth, Vorstand 1957, H.H. Kooperator Fritz Hackl, Geistl. Offiziator 1954 - 1957 und Michl Preiß, damaliger Grundstücksbesitzer.


6. September 1958 - der BWV feiert seinen ersten Jahrtag

Die Einführung eines Jahrtages beim Burschen-Wanderer-Verein entsprach dem Bedürfnis, wenigstens einmal im Jahr die aktiven Burschen mit den Alt- und Ehrenmitgliedern zu einer großen Gemeinschaft zusammenzuführen. Im Mittelpunkt des Jahrtages stand ein Festgottesdienst, der von Kooperator Fritz Haltrich zelebriert wurde. Nach dem Gottesdienst versammelten sich die Teilnehmer am Ehrenmal der Gefallenen, wo 2. Vorstand Haymo Richter, den Toten zu Ehren unter den Klängen des Liedes vom guten Kameraden, einen Kranz niederlegte. Anschließend wurden an den Gräbern des Pfingstjubilars Karl Obermayer, des Burschenvorstandes Hans Costa, der Mitglieder Erwin Stelzl und Erhard Vogl Kränze und Blumengebinde niedergelegt. Den frohen Abschluß des 1. Jahrtages bildete der Burschenball im Januelsaal.

Zu diesem Ereignis schrieb Conrad Krämer d. Alte, genannt Ostmark-Onkel, an den 1. Vorstand Georg Barth:

"Mit großen Interesse verfolge ich die ständig wachsende Vereinstätigkeit des BWV unter der tüchtigen Führung des rührigen 1. Vorstandes und kann nicht umhin, meine volle Anerkennung und Bewunderung auszusprechen...Ihr glaubt nicht, wie ich mich gefreut habe, als ich in der Tagespresse lesen konnte, daß nun auch ein Jahrestag für den Verein eingeführt werden soll und aus dem Programm ersehen konnte, daß Ihr alle Eueren Ehrenvorstand Krämer noch nicht vergessen habt..."

 

April 1965 - BWV mit neuer Satzung und Eintragung ins Vereinsregister

Der BWV verfügte ab der Zeit der Wiedergründung über keine eigene Satzung. Er war somit ein "wilder" Verein, der lediglich aus der Tradition heraus geführt wurde. Um diesem Zustand ein Ende zu setzen, taten sich einige Mitglieder unter der Führung von Zahnarzt Konrad Krämer und Justizinspektor Erich Betz zusammen und schufen dem Verein eine Verfassung. In einer außerordentlichen Generalversammlung erläuterte Erich Betz das Wesen eines eingetragenen Vereins, dessen Charakteristikum darin versteht, daß er eine Person des öffentlichen Rechts ist, und daß er eine eigene Haftbarkeit bestitzt. Er kann klagen und auch beklagt werden.

Über einzelne Punkt der Satzung gab es anschließend eine rege Diskussion. Der Begriff Ehrenmitglied bedurfte einer Klärung. Bisher war das Mitglied nach seiner Verheiratung und 10jähriger Mitgliedschaft durch Verleihung einer Urkunde zum Ehrenmitglied ernannt worden. Die neue Satzung sieht hierfür einen schriftlichen Beschluß der Vorstandschaft voraus. Diese kann jeden, der sich um den Verein irgendwelche Verdienste erworben hat, zum Ehrenmitglied ernennen.

Das völlig Neue an der jetzigen Satzung ist die Tatsache, daß nunmehr auch die fördernden Mitglieder und die Ehrenmitglieder stimmberechtigt sind. Die Vorstandschaft besteht jetzt aus vier aktiven Burschen, zu denen ein Ausschuß tritt, der aus vier fördernden Mitgliedern und dem Kneipwart besteht.


11. September 1965 - Nachdenkliches von Stadtpfarrer J. Augustin zum 125. Jahrestag

Bei strömendem Regen marschierte man vom Vereinslokal Kollmaier unter den fröhlichen Marschweisen der Sommerauer Blaskapelle zur Stadtpfarrkirche. Hier zelebrierte Stadtpfarrer Josef Augustin einen feierlichen Gottesdienst. In seiner Festpredigt stellte H. H. Augustin die Frage: Was hat den Verein in den vergangenen 125 Jahren erhalten und getragen und was wird ihn durch die kommenden Zeiten geleiten? Darauf fand er drei Antworten, welche bei den Mitgliedern große Beachtung fanden:

1. Pflege der Tradition

Dies ist gerade in einer Zeit nötig, die gern alles alte mit einem Streich hinwegfegen möchte. Der BWV spielt eine große Rolle bei der Pflege der heimatlichen Tradition hinsichtlich des Pfingstrittess. "Und wenn", so rief der Prediger den Burschen zu, "wieder einmal eine Zeit kommen sollte, die alle Vereine verbietet, so müßte doch dann auf jeden Fall der Kötztinger Burschenverein, allein um des Pfingstrittes willen, erhalten bleiben."

2. Pflege der Kameradschaft

Schon bei den alten Römern habe es ein Sprichwort gegeben: Vae soli! Wehe dem, der alleine ist. Gerade junge Menschen brauchen eine Stätte, wo sie wissen, hier warten Gleichgesinnte auf sie, hier finden sie Geborgenheit. Deshalb ermahnte J. Augustin seine Zuhörer, stets um die Pflege einer echten Kameradschaft bemüht zu sein.

3. Die Bereitschaft zu Dienst an der Allgemeinschaft

Hier hob der Pfarrer auch die Aufgaben hervor, die sich aus dem zweiten Teil des Vereinsnamens - Wanderer - ergeben. Es sind dies die Pflege der Geselligkeit und der gemeinsamen Fröhlichkeit. Als leuchtendes Beispiel wurde daran erinnert, wie zu der Zeit, da die Heizung in die Stadtpfarrkirche eingebaut wurde, es die Mitglieder des BWV waren, die allen anderen voran die Schaufel schwangen und die schweren Felsbrocken beiseite räumten. Daß dieser Geist den Verein auch weiterhin beseelen möge, war der herzliche Wunsch, mit dem Stadtpfarrer Augustin seine Ansprache beendete. Der Jubeltag endete mit einer Tanzveranstaltung im Januelsaal.

 

1970 · Stimmungsvolle Runde während des Burschenballs
1970 · Stimmungsvolle Runde während des Burschenballs

17. Juni 1973 - Fahnenweihe

Endlich war es soweit. Der BWV sollte eine neue Fahne bekommen. Schon am Vorabend der Fahnenweihe trafen sich die Burschen zu einem Fackelzug durch die Straßen Kötztings mit anschließender Einweihung eines Totenbrettes für alle verstorbenen Mitglieder des Vereins. Am Tag darauf versammelten sich um 9 Uhr viele Vereine zum Festzug durch die Stadt. Die anschließende Hl. Messe zelebrierte H. H. Josef Dietl. Während des Gottesdienstes wurde ein Gedicht zur Fahnenweihe des BWV vorgetragen, welches Wert ist, hier abgedruckt zu werden:

 

"Es war vor hundertdreiunddreißig Jahr
da hob die Kötztinger Burschenschar
die erste Fahne aus der Tauf
und grüßte laut: 'Frisch Auf, Frisch Auf!'
Eine neue Fahn' laßt ihr heut weih'n,
auf daß frisch aufleb der Verein.
O möchten wie vor hundert Jahr'n
sich wack're Burschen um sie schar'n.
Laßt laut sie künden und auf's neue
von echter, kerniger Burschentreue.
Fest möge sie euch zusammenschließen
und Mahnung sein in allen Krisen!
Bei Festen wollt sie froh entfalten
und immer hoch und heilig halten!
Bewahrt sie stets vor Hohn und Spott
als ein Symbol! Das wollte Gott!"


Die 80er Jahre

1980 · Burschenbewirtung
1980 · Burschenbewirtung


Gegen Ende der 70er Jahre war eine allgemeine Vereinsmüdigkeit festzustellen. Die Gründe hierzu waren vielschichtig und mit Sicherheit nicht bis ins Letzte zu durchleuchten. Das gemütliche Beisammensein, das wohl das wichtigste Ziel des Vereins war und auch heute noch ist, konnte von den Burschen - speziell Jungburschen - auf andere Weise gefunden werden. Der Besuch von Discos oder die Neugründung von Vereinen konnten zu dieser Zeit beobachtet werden. Zu Beginn der 80er Jahre waren es besonders Heinrich Kuchler, Georg Barth jun. und später sein Bruder Sepp, die den Verein so eindrucksvoll aus dieser Talsohle führten. Bewundernswert allein deshalb, weil in dieses Jahrzehnt keine herausragenden Ereignisse fielen. Weder Vereinsjubiläen noch Fahnenweihen kamen auf den BWV zu. Aus dieser "Not" wurde eine Tugend gemacht und man besann sich, daß der Verein auch noch andere Ziele verfolgt. So wurde das Augenmerk mehr auf die Öffentlichkeitsarbeit, auf den Dienst für die Gemeinschaft gerichtet. Viele dieser "Dienste" sind unterdessen aus dem Jahreskalender des Burschenvereins nicht mehr wegzudenken. Einige dieser Aufgaben seien hier aufgeführt:

  • Aktion saubere Landschaft
  • Beteiligung beim Aufstellen des neuen Gipfelkreuzes am Kaitersberg
  • Ausrichtung des Sonnwendfeuers
  • Ausrichtung des Sommernachtstanzes
  • Beteiligung am historischen Festzug 1985
  • Beteiligung am Maibaumaufstellen
  • Durchführung des Faschingskehraus
  • Aufstellen und Restaurieren der Pfingstrittwerbetafeln
  • Pflege der II. Evangelienstätte
  • Organisation des Nikolauseinzuges
  • Beteiligung bei der Durchführung des Bürgerfestes

Die Aufstellung soll lediglich einen kleinen Teil der vielfältigen Aktivitäten des Vereins herausstellen. Eine chronolgische Auflistung der einzelnen Veranstaltungen und momentanen Aktivitäten findet sich unter "Termine". 

Quelle: Festschrift zum 150-jährigen Gründungsjubiläum des Burschen-Wanderer-Vereins Kötzting e.V.